Hermode Tuning

Hermode Tuning ist ein Programm, welches die mangelhafte statische Stimmung von Tasteninstrumenten und virtuellen Computer-Instrumenten durch eine reinere, sich dynamisch anpassende ersetzt, so wie sie bei qualifizierten Ensembles mit Streich-und Blasinstrumenten als auch bei Sängern in gut geschulten Chören anzutreffen ist.

Unser menschliches Ohr kann feinste Klangunterschiede wahrnehmen. Allerdings benötigt es einige Minuten bis es optimal arbeitet. Vergleichen Sie deshalb ein paar Mal geduldig unsere Musikbeispiele in unterschiedlicher Stimmung. Sie werden erstaunt feststellen, wie deutlich nach kurzer Zeit die unterschiedliche Qualität der verschiedenen Stimmungsmodelle hörbar wird.

Hören Sie hier ein Ensemble, welches quinten- und terzenrein musiziert. Ein Druck auf den Startknopf unterhalb des Bildes lässt das Video ablaufen. Ein lebendiges Diagramm öffnet sich und zeigt, wie die Tonhöhen zu reiner Intonation korrigiert werden. Balken nach oben bedeutet: Ton höher, Balken nach unten bedeutet: Ton tiefer als bei der üblichen fest temperierten Stimmung.

Dasselbe Ensemble, dasselbe Musikstück. Das Quartett intoniert nun aber so, wie ein gleichstufig gestimmtes Tasteninstrument. Darum öffnet sich auch kein Balkendiagramm mehr. Es klingt scharf und unsauber.
Warum klingt Musik in reiner Stimmung besser, als in temperierter?

Sobald zwei oder mehr unterschiedliche Töne gleichzeitig erklingen, entstehen durch die überlagerung ihrer Frequenzen sogenannte Differenz- oder Kombinationstöne. Deren Frequenz errechnet sich wie folgt. „Frequenz des höheren Tones minus Frequenz des tieferen Tones“.
Stimmen die Differenztöne mit den Originaltönen überein, so entsteht ein relativ reiner und kräftiger Klang. Wenn das nicht der Fall ist, klingt es schärfer und unreiner. Im folgenden Diagramm sehen Sie am Beispiel zweier unterschiedlich gestimmter A-Dur-Akkorde, wie sich deren Stimmung auf die Differenztöne auswirkt. Bei temperierter Stimmung klingen zwei akkordfremde Noten Ab und B mit.

Dur Rein

Eine reine große Terz in einem Dur-Dreiklang sollte vergleichsweise tiefer, als bei gleichstufiger Temperatur eingestimmt werden, die reine kleine Terz in einem Molldreiklang vergleichsweise höher. In beiden Fällen sollte die Quinte ein wenig höher als bei gleichstufiger Temperatur eingestimmt werden. Grafisch kann man das so darstellen:
Reine Akkorde

Genaueres dazu finden Sie unter Musikalische Stimmung.

Das vorige Musikbeispiel ist mit virtuellen Instrumenten erstellt. Hier nun eine Aufnahme eines echten Orchesters, nämlich des „Scottish Chamber Orchestra“.
Gespielt wird der Anfang von Josef Haydn‘s Sinfonie 103 (mit dem Paukenwirbel), bei der auf den Anfangs-Paukenwirbel vier Takte einer Bass-Solo-Linie folgen und darauf ein sehr heikler Bläser-Einsatz mit dem Dominant-Sept-Akkord F-A-C-Eb, welcher sich zur Tonika B-D auflöst.
Ein Sept-Akkord, ausgerechnet zu Beginn, ist heikel zu intonieren, manche Orchester scheitern daran, wie einschlägige Aufnahmen zeigen. Das Scottish Chamber Orchestra bewältigt das dagegen auf eindrucksvolle Art und Weise.
Haydn 103-1 Clip

Die Flöte im Sopran hat die heikelste Aufgabe. Das A muss ziemlich tief als reine Terz intoniert werden, obwohl kurz vorher das Orchester dieses A nach der von der Oboe vorgegebenen Stimmtonhöhe von ungefähr 441 Hz eingestimmt hat. This musical clip is published with the kind permission of DELOS. The complete Symphony is published under DE 3063

Wenn man die Stimmung der verschiedenen Töne der betreffenden Akkordfolge dieses Clips analysiert, sieht man, wie sehr die Stimmung des Scottish Chamber Orchestra dem theoretischen Ideal nahekommt. Die schwarz gezeichneten Elemente zeigen die effektive Stimmung dieser Aufnahme, die blauen die theoretischen Idealwerte.
SCO Haydn Stimmung
übrigens. Die kleine Septime (hier das Eb) weist in einem „nur“ quinten-und terzenreinen System eine indifferente, temperierte Stimmungshöhe auf. Alternativ wäre eine Einstimmung zur sogenannten Naturseptime möglich. Diese wird in Sinfonieorchestern jedoch meist nicht eingesetzt, da sie sehr tief ist und nicht alle Instrumente so tief intonieren können.

Von manchen Musikern wird noch die veraltete Ansicht vertreten, dass ein Leitton, im obigen Beispiel wäre dies das A, hoch intoniert werden sollte. Das führt jedoch zu einem sehr unreinen Klang. Würde das Scottish Chamber Orchestra so intonieren, hörte es sich wie folgt an:


Den kompletten Sinfoniesatz mit virtuellen Instrumenten in reiner Stimmung finden Sie unter Beispiele

Eine oft gestellte Frage ist: Wie verhält es sich, wenn bei einem Klavierkonzert das Orchester rein intoniert, während das Klavier temperiert gestimmt ist? Das passt durchaus zusammen, wie man hier am Beispiel Mozarts KV 488, 2. Satz, hören kann. Hier wieder mit virtuellen Instrumenten dargeboten.

Noch schöner klingt es natürlich, wenn das Klavier ebenso rein stimmt, wie das Orchester. Leider ist das nur mit digital simulierten Pianos möglich.

Wenn jedoch beide, Orchester und Klavier, wie bei digital erzeugter Musik heute vielfach noch üblich, fest temperiert intonieren, klingt es matt und rau. Besonders deutlich kann man das bei den Bläsern ab Zeit 02.27 hören, sensible Ohren realisieren es schon voher bei den Streichern.

SCO Haydn Stimmung Hier der Blick in das Innenleben der ersten Orgel mit dynamischer Stimmung nach dem Hermode Tuning System. Jede Pfeife ist mit einer per Magnetantrieb gesteuerten Stimmvorrichtung versehen. Die größeren Pfeifen mit Federklappen, die kleineren Pfeifen mit einem berührungsfreien Körper, der von oben in die Pfeife mehr oder weniger eindringt. Die hier nicht zu sehenden gedackten Pfeifen haben nochmals eine andere Stimm-Einrichtung.
Entwickelt und gebaut wurde sie von der Firma Mitteldeutscher Orgelbau in Bad Liebenwerda.

Diese Orgel ist im Augenblick hinter einem historischen Art-Deco Prospekt in der St Petri-Pauli-Kirche in Eisleben installiert, der Kirche, in der Martin Luther am 11. November 1483 getauft wurde.
Nachstehend hören Sie drei Original-Aufnahmen mit dieser Orgel.

Mozarts Adagio in C, KV 356, ganz schlicht mit 2 Registern: Flöte 8' und Prinzipal 4', in dynamisch gesteuerter reiner Stimmung dargeboten. An der Orgel spielt Michael Kaufmann.

Hier dasselbe Werk mit derselben Orgel, jedoch in gleichstufiger Stimmung. Es klingt irgendwie kläglich.

Ein Choral samt Choralvorspiel von Johann Sebastian Bach, mit allen 3 Registern dieser Orgel (16' Subbass, 8' Flöte und 4' Prinzipal) in dynamisch rein gesteuerter Stimmung eingespielt.

Zum Vergleich der Choral in gleichstufiger Stimmung. Der Klang ist unruhig, die Bässe klingen schwach.

Mendelssohns Choral: "Verleih uns Frieden gnädiglich" in reiner Stimmung. An der Orgel spielt wieder Michael Kaufmann.

Hier dasselbe Werk mit derselben Orgel, jedoch in gleichstufiger Stimmung. Es macht sich derselbe klangliche Unterschied wie beim vorigen Beispiel bemerkbar.

Weitere Musikbeispiele finden Sie unter Beispiele.